Der frühe Vogel

Der Montag startete für uns schon 6 Uhr, auch wenn der Abend davor sehr lang ging. Nachdem wir alle halbwegs wach waren, haben wir gefrühstückt und uns Baguette für den Weg vorbereitet. Denn ab heute steht für uns eine zweitägige Wanderung im Cirque de Mafate an. Geplant sind Tagestouren mit ungefähr 15 km. Wir sind sehr gespannt wie wir uns bei dem tropischen Klima schlagen. Um unsere Haut vor den UV-Strahlen zu schützen cremten wir unsere Haut mit Sonnencreme ein. Je nach Hauttyp reichte das von Lichtschutzfaktor 20 über 30 bis 50. 

Unser ehemaliger Lehrer Herr Naacke, jetzt mit der Erlaubnis Ferenc zusagen, holte uns mit dem Auto ab. Da wir mit Ferenc zu sechst sind, kam ebenfalls Eric mit dem Auto, damit wir alle zusammen fahren können. Die Fahrt nach Col des Boefs, unserem Startort der Wanderung begann. Die Fahrt dauerte circa 1,5 Stunden und war sehr kurvenreich. Eine Serpentine kam nach der Anderen und es schien kein Ende zu nehmen. Vicky und Anna waren ziemlich mitgenommen, denn die Reisetabletten hatten wir leider vergessen. Umso erleichterter waren wir, als das Ziel endlich da war. 

Rucksäcke aufgesetzt und die Wanderung begann. Alle noch hochmotiviert setzen sich in Bewegung. Bei Zeiten bemerkten wir, dass Eric sehr sportlich ist und wortwörtlich den Berg hochrennt. Da konnten wir nicht mithalten, aber er war sehr geduldig mit uns. Nachdem die erste Steigung überwunden war, ging es sehr lang Treppen den Berg hinab. Zum Glück ging der meiste Teil des Wegs aber im Schatten entlang, da alles sehr begrünt ist.

Die Pflanzen und Bäume hielten die Sonne gut ab und schützten uns vor der Hitze. Wir kamen an einer wunderschönen Lichtung vorbei. Die Bäume schafften perfekte Schattenplätze und eine Oase zum Erholen. 

Auch wenn es bislang größtenteils bergab ging, machte uns das Klima sehr zu schaffen. Bei Laura, Aline und Klemens machten sich die ersten Kopfschmerzen bemerkbar, obwohl wir ausreichend getrunken haben. So hatten wir uns das wohl nicht vorgestellt. Dennoch ließen wir uns die Stimmung nicht trüben. Die wunderschöne Natur motivierte uns zum Weitergehen, natürlich mit regelmäßigen Erholungspausen zum Trinken, aber auch um die Landschaft auf dem Foto festzuhalten. So entstanden unzählige Bilder. 

Unten angekommen waren wir schon mehrere Stunden unterwegs und der Hunger machte sich bemerkbar. Wir mussten mehrere Flüsse überqueren um dem Weg weiter folgen zu können. Von einer Überquerung zur Nächsten schwanden unsere Kräfte immer mehr. Wer hätte gedacht, dass Bergab so anstrengend sein kann… Bei den Flussüberquerungen rutschte Laura zweimal von den Steinen ab und landete im Wasser. Eindeutig Zeichen für eine Pause! Und was machen wir da? Richtig, weiterlaufen :D Eric hatte ein wenig die Zeit im Nacken, da er nicht mit uns am Ziel, in Marla, übernachten konnte. Er musste am nächsten Tag wieder in seine Schule und arbeiten. Er ist definitiv ein anderes Tempo zum Wandern gewohnt und somit lagen wir im Zeitplan ziemlich zurück. Auch Eric sah irgendwann ein, dass wir keine Kraft mehr hatten. Schließlich ging es unten in den Bergen angelangt stetig wieder nach oben und kühler wurde es nicht, im Gegenteil. So änderte er seinen ursprünglichen Plan an einem Wasserfall Mittagspause zu machen, der noch 2 Stunden Fußmarsch entfernt war. Wir gingen direkt nach Marla in unser Nachtlager und waren sehr froh, endlich etwas essen zu können. Unsere Gesichter waren alle purpurrot. Der Weg hierher dauerte nur ungefähr 20 Minuten. 

Gestärkt ließen wir unsere Rucksäcke in der Unterkunft und gingen mit neu gesammelten Kräften, jedoch deutlich weniger als am Anfang, auf die Suche nach dem Wasserfall. Erneut ging es steil bergab und die Landschaft war mehr und mehr von Steinen gezeichnet. So rutschte der ein und Andere immer wieder mit den Schuhen kurz ab. Aber wir haben es gemeistert und standen nun erneut vor einem Fluss. Doch auf diesem schien kein trockenes Überqueren möglich zu sein. Eric ging direkt mit seinen Schuhen durch den Fluss und stand auf der anderen Seite. Ferenc, Anna, Klemens und Aline suchten derweil einen Weg über die Steine, jedoch vergeblich. Laura und Vicky dagegen haben mit sich gerungen weiter zu gehen oder nicht. Sie wollten den Wasserfall ebenfalls erreichen, jedoch hörten sie auf ihrem Körper und standen sich ein, dass es besser war am Fluss auf die Anderen zu warten. Eine weise Entscheidung! Denn wie wir schon an der verspäteten Mittagspause gemerkt haben, sollte man auf seinen Körper hören und ihm das geben was er braucht. 

So gingen Anna, Klemens, Aline, Ferenc und Eric mit nassen Wanderschuhe und Socken weiter auf dem Weg zum Wasserfall. Was für ein Genuss. Es war noch ein längerer Weg vor uns als wir dachten. Jedoch hat er sich gelohnt! Der Wasserfall war gigantisch. Wir konnten ihn von oben betrachten und staunten voller Respekt, wie weit er in die Tiefe geht. Um wieder im Hellen ankommen zu können traten wir zeitnah wieder den Rückweg an. Eric verabschiedete sich und ging einen anderen Weg zum Auto zurück. Die Anderen machten sich auf den Weg nach Marla. Geschafft erreichten Anna, Klemens, Aline und Ferenc das Gite in Marla. Alle freuten sich auf die Energiezufuhr am Abendessen. 

Um die Zeit zu überbrücken tauschten wir uns über den Tag und damit die Wirkung der Sonne auf unsere Haut aus. Wir stellten fest, dass fast alle keinen Sonnenbrand davon getragen haben, obwohl wir einer hohen UV-Strahlung ausgesetzt waren. Lediglich Vicky hatte im Schulterbereich Sonnenbrand, da sie sich nicht richtig eingecremt hatte. So nahmen wir uns vor die nächsten Tage alle Stellen ordentlich einzucremen um unsere Haut zu schützen. Immerhin ist die Haut unser größtes Organ und damit überlebenswichtig. 

Zum Ende unseres Gesprächs war dann auch Abendbrotzeit. Wir saßen insgesamt zu zwölft an einem gedeckten Tisch mit anderen Gästen des Gites. Das erste Essen wurde serviert und es gab einen Chuchu Salat mit Baguette dazu. Chuchu ist ein Gemüse, welches auf La Réunion wächst und sehr typisch für die Insel ist. Wir haben es mit einer Art Kohlrabi verglichen, aber wir liebten es alle! So wurde alles verputzt und nichts der Mülltonne überlassen. Auch der Hauptgang war mit Chuchu und wir freuten uns umso mehr. Es gab Reis, eine Pfanne aus Hühnchen mit Chuchu und pinke Bohnen. Dazu gab es einen scharfen Dip aus Tomaten, Chili, Knoblauch und Frühlingszwiebeln. Wir schlugen uns die Bäuche voll, aber mussten kapitulieren. So lecker es auch war, unsere Bäuche waren voll. Daweile fragten sich auch alle, ob Aline überhaupt Schärfe verspürt. Sie aß den scharfen Dip als wäre es nichts und allen anderen brannte der Mund. Zu guter Letzt ein Dessert, über das sich Vicky besonders freute. Es war ein Maismehlküchlein mit einem Schokoladenkern, auch wenn es nach Vicky nur ein Schokoladenkern hätte sein können. So ging der Abend mit vielen Gesprächen auf deutsch, englisch und französisch zu Ende und wir nahmen uns fest vor, diese typisch kreolischen Rezepte nachzukochen. Wie uns das gelingt könnt, ihr in späteren Blogeinträgen erfahren. 

Salut!

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