Neue Orte, neue Erlebnisse

Als gegen 4 Uhr die erste Bordansage lief konnten wir es eigentlich gar nicht so richtig fassen. Aus den unbequemsten und verdrehtesten Liegepositionen richteten wir uns auf, um kurz etwas zum Frühstück zu essen, bevor wir endlich auf La Reunion ankommen. Ausgeschlafen hatten wir natürlich nicht. Schließlich war es ja Sonntag und bei gewohnten Aufstehzeiten von 9-10 Uhr sahen wir dementsprechend verschlafen aus.

Nach einer aufregenden Landung waren wir endlich am Flughafen Roland Garros angekommen und das bei schönsten Sonnenschein. Nach dem Ausstieg erwartete uns die erste Hürde des Tages: Kofferabholung. Es könnte doch so entspannt und schön sein, würde nicht immer, wie verhext ein Koffer fehlen.. Und so war es auch. Alle Koffer kamen auf einem Schub auf das Band, nur Lauras Koffer fehlte. Die Nerven lagen blank, alle mussten auf Toilette und im Flughafen waren gut 35 Grad. Nach gefühlten 20 Minuten kam dann auch endlich die Erlösung mit dem letzten vermissten Gepäckstück. Gott sei dank!

Als nächstes hieß es zur Unterkunft kommen. Um auf La Reunion jedoch von Ort zu Ort zu kommen muss man mobil sein. Aktuell waren wir jedoch mit unseren vielen Taschen das genaue Gegenteil. Aber wir hatten noch ein Ass im Ärmel. Unser Joker mit dem Mietwagen war ein alt bekanntes Gesicht. Unser Lehrer aus der Berufsschule, Herr Naacke. Er war bereits am Vortag angereist und hat sich bereit erklärt für die erste Zeit unser Touri-Guide zu sein (oder eben unser Shuttle). 

Da immer nur 5 Personen in ein Auto passen, mussten wir uns aufteilen. Anna, Victoria und Laura bildeten die erste Autotour. Via Google Maps lotste Anna Herr Naacke durch den Verkehr auf der Insel. Hier ist es nämlich so, dass es kaum Ampeln gibt. Die Straßen sind fast durchgängig von mehrspurigen Kreisverkehren geprägt, bei denen man oftmals das Gefühl erhält, man ist beim Filmdreh von Fast and Furious 10 angelangt.

Einmal durch den Verkehr geprügelt fanden wir uns dann endlich auf der richtigen Straße wieder. Nach einem kurzen Abstecher auf einen Autoschrotthof, welcher uns auf der Karte als unsere Adresse gezeigt wurde, fanden wir weiter oben schließlich doch unsere Unterkunft.

Voller Begeisterung öffnete Anna das Tor zum Garten und fand jedoch zu ihrem Entsetzen halbnackte Menschen im gehobenen Alter auf der Terasse vor. Etwas verstört suchten wir das Gespräch mit den Fremden. Sie hatten die Wohnung vor uns gebucht und wir sind offenbar zu früh da. Na gut, so standen wir jetzt also mit unseren Taschen und Koffern vollgepackt vor unserem Haus und konnten nicht rein. Ganz zu schweigen davon, dass wir Klemens und Aline in der Sonne am Flughafen stehen gelassen haben.

Zum Glück hatte unsere helfende Elfe in Form von Herrn Naacke einen Plan. Er bat uns an, die Koffer bei ihm im Hotel unterbringen zu können. Dankbar fuhren wir mit Ihm in das in der Innenstadt gelegene Apartment. Was die Empfangsdame davon hielt, dass plötzlich 5 junge Erwachsene vollgepackt und ermüdet mit auf das Zimmer eines Einzelnen, doch etwas älter aussehenden Mannes gehen, wollen wir besser nicht wissen.

Aber für uns war es super. Wir machten uns kurz frisch, Herr Naacke holte den Rest ab und anschließend trafen wir uns alle im Garten des Hotels für ein kühles Getränk.

Während wir entspannt unseren Saft schlürfen, lief auf der Straße neben uns eine Demonstration zum 1. Mai. Die Menschen machten Musik, tanzten, sangen und schwenkten mit Fahnen. 

Nach unserem Zwischenstopp zeigte uns Herr Naacke einige schöne Ecken von Saint Denis. Er ist nun schon zum 2. Mal auf La Reunion und kennt sich dadurch wesentlich besser aus als wir.

Unser nächster Stopp war ein Ort zum einkaufen. Für die nächsten Tage benötigten wir noch etwas Proviant. Also suchten wir einen kleinen lokalen Supermarkt auf. Dort angekommen waren nahezu mehr Menschen als Lebensmittel im Laden. Auf geschätzten 20 Quadratmetern quetschten sich gut 25 Menschen zusammen um zum Sonntag noch ein paar Lebensmittel zu bekommen. Und mittendrin wir, die noch gar nicht wussten was sie überhaupt die nächsten Tage brauchen. Wir taten also das einzig vernünftige in dieser Situation und kauften Nudeln und Baguettes. Und davon 5 Stück.

Mit unseren Utensilien begaben wir uns nun endlich auf den Weg zu unserer eigenen Unterkunft. Denn trotz der ganzen Aufregung und all den Neuigkeiten, fielen uns allen, wegen des langen Fluges, fast die Augen zu. Ein Powernap war jetzt der way-to-go.

Gegen 18:30 Uhr wurden wir erneut von unserem Shuttle-Service Naacke abgeholt. Gemeinsam mit Ihm trafen wir uns mit Eric. Eric ist Lehrer hier auf La Reunion. Wir kannten ihn schon von einem Meeting für unser Projekt aus unserer Schulzeit. Für die nächsten zwei Tage hat er eine Wanderung gemeinsam mit uns geplant. Nun war es Zeit ihn endlich persönlich in seiner Heimat kennen zu lernen. 

Wir trafen uns an einem kleinen Imbiss in der Nähe vom Meer in Saint Denis. Dort aßen wir kreolisch zum Abendbrot. Es gab Bouchon, französische Fritten und Samosas. Alles typische Speisen hier auf La Reunion und alles auch sehr lecker. Nach ein paar Scherzen und entspannten Gesprächen mit Eric ging es für uns zurück in die Unterkunft.

Wer jetzt denkt, wir konnten entspannt Nachtruhe halten, der hat sich aber gewaltig geschnitten. Alle waren schon geduscht und bettfertig gemacht, als Anna sich unbedingt noch ein Wasser in der Küche holen wollte. MIt schnellen Schritten und lauten quietschen rannte Anna nach wenigen Sekunden aufgeregt zurück in Klemens Zimmer. Was los war? Eine Spinne machte es sich in unserer Küche gemütlich. Und es war nicht nur eine Spinne, es war ein Monster. 

Mit einer ungefähren Dicke von einer vollen Hand und einer mordsmäßigen Geschwindigkeit bewegte sich das Monstrum quer über unseren Küchenboden. Jegliche Versuche die Spinne zu entfernen scheiterten an ihrer mangelnden Bereitschaft unser Haus zu verlassen. Schlussendlich und zu unserem vollen Entsetzen verließ sie dann unsere Wohnung über ein Loch hinter dem Kühlschrank. An ruhigen Schlaf war jetzt nicht mehr zu denken..

Was ist wenn sie das nächste Mal ihre Freunde mitbringt oder wenn ihr Cousin im Badezimmer sitzt? Albträume sind ab jetzt quasi vorprogrammiert. Und dass, obwohl morgen die große Wanderung mit Eric ansteht. Na wunderbar .. Also wünscht uns Glück und bis bald!

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